Trauma

Schmerzhafte Gefühle verstehen und anerkennen

In diesem Artikel schreibe ich über die wichtige Fähigkeit zur Annahme von Gefühlen. Als Voraussetzung für einen angemesseneren Zugang und Umgang mit eigenen Bedürfnissen. Eine Fähigkeit, die in das gesamte Familiensystem hineinfließt...

Gefühle anerkennen als wichtiger Teilschritt zu mehr Selbstannahme

Anerkennen

Ich schreibe hier immer wieder über Traumatrigger im Kontext von Elternschaft.
Viele Eltern bemerken, dass ihr Kind sie triggert.
Doch das Wissen darum ist häufig nur ein Puzzlestück.

Was ist mit den Situationen, in denen Eltern getriggert sind?
In diesen Trigger-Situationen wird eine sehr, sehr alte Wunde berührt. Wir werden zurück katapultiert in eine andere Zeit. Der Gefühlssturm jagt innerlich. Und häufig verdichtet sich der eigene Blick. Wir rutschen aus unserem "Erwachsenen-Modus" in einen hochalarmierten Stressmodus.
Die, die eben noch die Kinder waren, werden zu Angreifer*innen. Die, die wir eben noch bedürfnisorientiert und gleichwürdig behandeln wollten, werden dann so behandelt, wie wir es nie wollten (also beschimpft, vielleicht sogar angeschrien oder raus geschickt).

Foto: Anika Krickl


Was nun?

Aus meiner Sicht ist das nächste hilfreiche Puzzlestück, nachdem wir "Verstanden haben" das, sowohl all unsere Gefühle (ALLE!) als auch die Situation anzuerkennen. Anzuerkennen, dass die alte Wunde berührt wird. Anzuerkennen, dass wir in den hochalarmierten Stressmodus hinein und aus dem Erwachsenenmodus heraus gerutscht sind.

Und ja, ich weiss: das ist gar nicht so leicht…
Doch genau deshalb ist so essenziell, weil das Erleben von Nicht-Anerkennen der eigenen Gefühle (Bedürfnisse oder authentischen Äußerungen) zumeist Teil dieser alten Wunde ist. Und wenn wir diese heilen wollen, müssen wir alles Unangenehme in uns anerkennen und uns diesem zuwenden.


Wie kann das gehen?

Anerkennen, Teil 1
Ich habe nachgeschlagen:

1.) „gutheißen, billigen, akzeptieren, (einer Sache) zustimmen“
2.) „würdigen, loben, respektieren, achten“

Gutheißen… Akzeptieren… Würdigen…
All dies im Zusammenhang mit, sagen wir mal Wut, Angst, Schuld, Scham? Pfff.

Ich schlage vor, deine Wut gut zu heißen?
Ich schlage vor, deine Angst zu akzeptieren?
Ich schlage vor, dein Schamgefühl zu würdigen?

Ja, genau das tue ich!

Ein Gefühl – so unangenehm es auch ist – kann seine Aufgabe (die darin besteht, uns zu einem Verhalten, das unseren authentischen Bedürfnissen entspricht, zu motivieren) nur erledigen, wenn es gefühlt wird.
Gefühle haben genau diese Aufgabe in uns.
Sie sind nicht dazu da, uns zu ärgern oder uns das Leben schwer zu machen. Sondern sie haben die Aufgabe, uns etwas über uns und unser Sein in dieser Welt zu vermitteln.
Wie stehe ich zu dieser oder jener Situation, zu dieser oder jener Person?
Gefühle vermitteln uns Informationen über unsere Bedürfnisse.

Die allermeisten von uns haben in der Vergangenheit erfahren, dass unser authentischer Bedürfnisausdruck nicht gewollt war. Ebenso die dazugehörigen Gefühle: Wut, Ärger, Angst, Trauer. Viele von uns haben zu diesen Gefühlen und den dahinterliegenden Bedürfnissen keine angemessene Lernerfahrung machen können.
In der Psychotherapie spricht man davon, dass ein Kind bestätigt ("validiert") werden muss hinsichtlich ihren/seinen natürlichen Bedüfnissen und authentischen Gefühlsäußerungen. Zudem braucht es ein Modell für den Umgang damit. Denn ein kleines Kind ist häufig sehr überfordert von starken Gefühlen und benötigt eine verläßliche erwachsene Person im Außen, die ihr/ihm hilft, da durch zu navigieren.

Foto: Anika Krickl


Haben wir dies also im Kindealter nicht lernen können und wurden stattdessen, sagen wir mal für ein "bockiges" Verhalten ignoriert, haben wir im Erwachsenenalter mitunter ein Problem, wenn wir Ärger empfinden. Wir haben nicht gelernt, wie wir damit umgehen können und es konstruktiv nutzen können, um unser Leben unseren Bedürfnissen entsprechend zu gestalten.
Wenn wir Eltern sind, wird dieses Problem größer.
Daher ist es aus meiner Sicht essentiell wichtig, die Tür zur eigenen Gefühlswelt, langsam aber sicher wieder zu öffnen.
Und hier liegt die Betonung wirklich auf langsam!
Denn das, was wir so lange weg gedrängt haben, können wir nicht mit einem Ruck auf einmal wieder zulassen.

Anerkennen, Teil 2
Meine Erfahrung ist, dass es für die Fähigkeit etwas anzuerkennen (Gefühle, Situationen, Körper), die Unterstützung eines/einer anderen braucht - so, wie es das im Kindesalter gebraucht hat. Um die Fähigkeit der Selbst-Anerkennung zu lernen, benötigen wir eine Bestätigung (Validierung) im Außen.
Damit wir uns anerkennen können, brauchen wir jemanden, die/der uns „erkennt“. Jemanden, die/der uns dabei hilft, das was, wir erleben, so einzuordnen, dass es sich für uns stimmig anfühlt.
Das hilft Kindern und Erwachsenen sich zu orientieren. Und so lernen sie nach und nach, wer sie sind und was in ihnen vorgeht.

Haben wir Erwachsene ausreichend gut gelernt uns zu lesen - sind also in der Lage, anhand unserer Gefühle, die dahinter liegenden Bedürfnisse zu entschlüsseln - können wir dies auch gut an unsere Kinder weitergeben. Die Triggerpunkte heilen dadurch, weil sie nicht mehr als verletztes Gefühl (und dadurch als hochgradiger Stress) durchbrechen müssen, sondern genährt werden.

Nachheilung benötigt Unterstützung.
Einen Anderen/eine andere, die hilft, einzuordnen und zu erklären.

Sich dabei Hilfe zu holen, ist keine Schwäche, für die wir uns schämen müssen, sondern eine Stärke.

Von Herzen. Bea

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