Mutterschaft

Selbst-Mitgefühl für Eltern

Eine wohlwollende Haltung sich selbst gegenüber einnehmen - auch in schwierigen Situationen mit Deinem Kind? Lies, warum das für Dich & Dein Kind wertvoll ist.

Statt sich selbst für schwierige Situationen mit dem Kind zu verurteilen, mitfühlend sein

Statt sich selbst für schwierige Situationen mit dem Kind zu verurteilen, mitfühlend sein

Viele Eltern - insbesondere Mütter (da sie immer noch diejenigen sind, die die Haupt-Care-Arbeit leisten) - sind nicht darauf vorbereitet, was ihre Kinder in ihnen auslösen können.
Kinder triggern unsere alten Wunden, unsere Verletzungen, unsere Traumata.
Manchmal bereits unter der Geburt.
Manchmal erst, wenn sie „nein“ sagen können.

Starke Gefühle werden ausgelöst. Wut, Aggression, Scham, starke Trauer & Verzweiflung.
Wohin damit?
Warum fühle ich mich so?
Wie kann ich nur so heftig auf mein „unschuldiges“ Kind reagieren?

Foto: Anika Krickl

Was dann in vielen Frauen entsteht, ist das Gefühl „nicht richtig“ zu sein (hallo, alter Glaubenssatz). Sie versuchen verzweifelt ihre negativen Gefühle zu unterdrücken. Lesen vielleicht Ratgeber oder andere Inhalte, um zu lernen, wie sie sich ihren Kindern gegenüber „richtig“ verhalten sollen. Und dann kommt die nächste Konfliktsituation. Und die Gefühle kehren zurück.
Was viele von uns nicht gelernt haben, ist wie wir uns in schwierigen Situationen MIT schwierigen Gefühlen beistehen. Was es braucht, um Wut, Aggression, tiefe Verzweiflung und Scham auszuhalten. Und leider lässt sich dies auch nicht durch Lesen oder Anschauen lernen - dies benötigt Erfahrung.
BEZIEHUNGSERFAHRUNG.

Wie fühlt es sich an, wenn mich jemand aushält? Mit meinem Schmerz. Wie fühlt es sich an, jemanden an meiner Seite zu haben, wenn ich diese starke Gefühle habe? Hier muss etwas, was viele von uns als Kinder nicht in unseren Beziehungen erfahren haben, nachgeholt werden. Unsere inneren Kinder benötigen Mitgefühl von uns. Selbst-Mitgefühl ist etwas, was es für alle von uns braucht. Für uns Eltern ist es zentral, um unseren Kindern Mitgefühl, Trost und Halt anbieten zu können.
Haben wir keine innere Entsprechung davon, wie sich das für uns anfühlt, können wir es auch nur bedingt weitergeben. Aber genau das wollen wir ja weitergeben: Mitgefühl für die starken Gefühle, für die Bedürfnisse uns den Willen unserer Kinder.

Also: müssen wir bei uns anfangen!

Was ist Selbst-Mitgefühl?

Doch was ist dieses Selbst-Mitgefühl eigentlich und wie kann man es erlernen?
"Selbstmitgefühl zu haben bedeutet, dass du dich selbst so behandelst, wie du mit einem Freund oder einer Freundin umgehen würdest, die gerade eine schwere Zeit durchmachen - auch wenn sie etwas vermasselt haben, sich unzulänglich fühlen oder einfach vor einer schwierigen Herausforderung im Leben stehen." schreiben Kristin Neff und Christopher Germer in ihrem Buch "Selbstmitgefühl. Das Übungsbuch". Durch Selbst-Mitgefühl können wir lernen, freundlich und wohlwollend mit uns selbst umzugehen - uns selbst Freund*in zu sein - statt stets kritisch, abwertend oder gar feindlich.

Foto: Anika Krickl

Doch dies ist gar nicht so leicht: hören wir uns innerlich einmal selbst zu, bemerken wir häufig schnell - und sehr viele meiner Klientinnen können dies bestätigen - das die innere Stimme in uns alles andere als freundlich zu uns spricht: sie ist vielmehr streng, barsch, verurteilend, unnachgiebig, antreibend.
Niemals würden wir so zu anderen sprechen. Zu uns selbst tun wir es.
Häufig weil wir mit solchen Gedanken/Stimmen/Haltungen als Kinder umgeben waren.
Stimmen, die uns dazu aufforderten, uns immer anzustrengen, darauf zu achten, was andere von uns denken, die uns aufforderten, uns zusammen zu reißen etc. - in Situationen, in denen wir Verständnis und Mitgefühl benötigt hätten. Diese Stimmen haben wir gut verinnerlicht - und häufig begegnen sie uns genau dann mit aller Wucht, wenn wir selbst Kinder haben. Hier können sie sich in akuten Situationen zunächst gegen die Kinder richten, im Nachhinein mit aller Wucht (und Schuldgefühl) gegen uns selbst. Ein destruktiver Teufelskreis entsteht.

Diesen vermag die Praxis des Selbst-Mitgefühls zu durchbrechen.

Selbst-Mitgefühlspraxis

Die Praxis des Selbst-Mitgefühls kann verschiedene Formen haben. Wer mich kennt, weiß um meine Neigung zu undogmatischen Zugängen.
Klassisch kannst Du mit Meditation beginnen. Es gibt die sogenannten Metta-Meditation - die Sätze der liebevollen Güte - in denen Du vier kurze Sätze, ähnlich wie Mantren, immer wieder sprichst: Möge ich glücklich sein, Möge ich mich sicher und geborgen fühlen, Möge ich gesund sein, Möge ich unbeschwert leben.
Ich selbst liebe es zu meditieren und umso älter ich werde, umso mehr ist Meditation wirklich Teil meines Alltages.
Doch lange Zeit war es bei mir so, dass diese Sätze wenig in mir berührt haben. Damit konnte ich nichts anfangen.

Im Alltag, in schwierigen Zeiten, in Momenten von Unsicherheit oder Zweifel mit den Kindern, hat mir stattdessen eine selbstmitfühlende Haltung sehr wohl genutzt.
Im Nachgang an eine schwierige Situation - beispielsweise mit Deinem Kind - Dich nicht dafür zu verurteilen, dass Du ungeduldig oder genervt reagiert hast, verändert Dein Inneres nachhaltig. Damit durchbrichst Du die alten Muster von Abwertung, Schuldzuweisung oder Beschämung und begegnest Dir so, wie Du es als Kind gebrauchst hättest. Und da häufig die schwierigen Situationen mit den Kindern diejenigen sind, die unser inneres Kind triggern, kann hier Heilung entstehen.

Foto: Julia Thiele

Nun höre ich immer wieder, dass "ich mir doch nicht mitfühlend begegnen kann, wenn ich mich meinen Kindern gegenüber so schlecht benommen habe" und ich sage: doch, das kannst Du! Denn durch das Selbstmitgefühl kommst Du in einen anderen inneren Zustand, in ein anderes Bewusstsein, welches durch Liebe und Mitgefühl, von Weichheit und Annahme charakterisiert ist.

Mit diesem Bewusstsein durchbrichst Du die alte Muster.

Mit diesem Bewusstsein begegnest Du dann auch Deinen Kindern. Satt in dem Zustand von Abwertung und Verurteilung zu bleiben. Dies macht es nach und nach sehr viel wahrscheinlicher, dass Du erkennen kannst, was Deine Kinder in der Situation gebraucht hätten und es fördert das Verständnis für sie.
Meine Erfahrung mit der langjährigen Arbeit mit Selbst-Mitgefühl ist es, dass dies auch der Schlüssel ist, um in der betreffenden Situation zu lernen, inne zu halten. Denn umso häufiger wir diese Praxis, diese Haltung einnehmen, umso wahrscheinlicher ist es, dass Du die alten Muster auch in der betreffenden Situation durchbrechen kannst.

Anfangen

Solltest Du Lust haben damit anzufangen, starte einfach. Noch heute. Manchmal hilft es, Dich daran zu erinnern, selbstmitfühlend mit Dir zu sein, indem Du Dir eine regelmäßige Erinnerung in Dein Handy einbaust. Oder eine entsprechende Postkarte/Zeichnung prominent in Deine Wohnung hängst. Die Arbeit mit Meditationen und Visualisierungen sind ebenfalls sehr hilfreich. Ich selbst meditiere mittlerwele mit "eigenen" Sätzen von Selbstmitgefühl. Diese habe ich mir erarbeitet, als diejenigen, die mich in der tiefe meines Herzens berühren.

Diese Arbeit zu tun lohnt sich und ich wünsche Dir ganz viel Freude damit!

Bleib mit mir in Verbindung.
Ich erinnere Dich daran, mit Dir in Verbindung zu sein.

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