Geburtsberichte

Geburtsbericht Franzi

Franzi berichtet über ihre Geburt, die ganz anders war als geplant und zugleich tief verbunden.

"Eine Geburt ist gleichzeitig das alltäglichste und außergewöhnlichste Ereignis der Welt."

Unverhofft wunderbar - Meine Geburtsreise mit HypnoBirthing

Jede Geburt ist individuell. Geburtsberichte können inspirieren und motivieren, aber auch Erwartungen und Leistungsdruck aufbauen. Mein Bericht soll Schwangeren helfen, so wie sie mir dabei geholfen haben, mich positiv auf meine erste Geburt vorzubereiten.

Woche 39, 18 Kilo Gewicht zusätzlich, 16 Einheiten Insulin täglich. Die ersten Hinweise auf die bevorstehende Geburt zeigen sich neun Tage zuvor mit starken Kopfschmerzen. Deutlicher wird der hormonelle Umschwung zwei Tage vor Beginn mit allen typischen Anzeichen, die ich von der Menstruation kenne: unreine Haut, geschwollene Lymphknoten, Schwitzen, schlechte Laune.

Nachdem mein Baby am Abend besonders aktiv war und der Platz in meinem Bauch endgültig ausgefüllt scheint, beginnt unerwartet meine Geburtsreise.

Mittwoch
23 Uhr
Als ich mich schlafen lege, läuft deutlich spürbar Fruchtwasser aus. Nach dem Gang zur Toilette beschließe ich trotzdem zu schlafen, was teilweise gelingt. Nach einer Stunde beginnt ein leichtes Ziehen.

Foto: Anika Krick

Donnerstag
8 Uhr
Ich melde mich telefonisch in der Geburtsklinik. Ich soll 12 Stunden nach Öffnung der Fruchtblase vorbeikommen, um mit Antibiotikum behandelt zu werden.

14 Uhr
Erstes CTG und Aufnahme in der Klinik, Ultraschall beim Arzt. Wegen Diabetes in derSchwangerschaft werden Maße und Gewicht des Babys kontrolliert. Schätzung auf 3,9 Kilo in Schädellage und medizinische Freigabe für eine natürliche Geburt.

16 Uhr
Ein Zimmer wird frei, dass wir für die ersten stärkeren Wellen nutzen. Neben mir ebenfalls eine Dame in der Latenzphase, abgetrennt durch einen Vorhang. Privatsphäre, gedimmtes Licht, gemütliche Kissen, hätte ich mir hier gewünscht. Für Meditationen und diverse Audiodateien auf meinen Handy ist gerade kein Platz. Das Telefon habe ich bewusst seit Stunden ignoriert.

18 Uhr
Pezziball und das Knien auf dem Krankenbett helfen mir, erste stärkere Wellen kennenzulernen und mit ihnen umzugehen. Mein Mann holt regelmäßig warme Kirschkernkissen, Essen und Wasser. Mir ist allerdings übel und der Geruch von Lavendel zu intensiv.

22 Uhr
Hitzewellen und Schüttelfrost wechseln sich ab. Eine stärkere Blutung setzt ein, ich muss brechen und fühle mich danach besser. Buscopan und ein entspannendes homöopathisches Mittel nehme ich als Zäpfchen ein. Erste vaginale Untersuchung ist überhaupt nicht unangenehm. Muttermund ist 3 Zentimeter geöffnet.

24 Uhr
Wechsel in den Kreißsaal mit endlich ruhiger Atmosphäre zu zweit. Regelmäßig sehen verschiedene Hebammen nach mir und besprechen lindernde Maßnahmen oder den weiteren Verlauf. Alle Hebammen sind sehr einfühlsam, motivierend bis euphorisch.

Freitag

01:30 Uhr
Die Wellen gleichen eine aufgewühlt See.

Foto: Jonathan Borba/Unsplash

Ich veratme sie überwiegend auf dem Pezziball oder im Stehen, abgestützt auf einem Waschtisch. Was ich jetzt brauche, ist Stabilität und Sicherheit - feste, kalte Oberflächen. Mein Mannunterstützt mich mit verschiedenen Positionen, bei denen ich mich in seine Arme oder den Schoß hänge.

4 Uhr
Wellen schätzungsweise alle 3 Minuten. Müdigkeit wird größer.

Mein Mann und ich tanzen, umarmen und sprechen während der Pausen.

Ich trinke ständig Wasser, esse Apfelstücke, gehe zur Toilette. Einlagen für die Blutung wechsle ich noch immer selbst und regelmäßig. Meine Wolljacke ziehe ich ständig an und aus.

6 Uhr
Schichtwechsel der Hebammen. Muttermund 8 Zentimeter geöffnet. Ich warte auf "Presswehen". Der Geburtshocker erscheint mir dafür am besten. Der Kopf des Kindes steht über dem Becken.

10 Uhr
Kein Fortschritt. Der Geburtsverlauf wird nun von außen beeinflusst. Denn, der Kreißsaal ist voll, es werden keine Gebärenden mehr aufgenommen. Ein Wehentropf mit Oxytocin wird dreimal in der Dosis erhöht. Wellen soll ich nun nur noch im Geburtsbett verarbeiten, was schwerer fällt. Die wechselnde Seitenlage von links nach rechts alle drei Wellen, soll dasKind zur Drehung ins Becken animieren.

11 Uhr
Wellen wie bei einem Orkan zerren an mir.

Später erfahre ich, die Hebammen erlebten mich als "ganz ruhig".

Über die Einschätzung wundere ich mich sehr. Benötige 12 kräftige, pustende Ausatmungen pro Welle. Ohne Medikation waren es fünf bis acht. Die Länge und Intensität wird immer stärker. Je tiefer ich in den Pausen einschlafe, desto stärker drückt die Welle. Das Kind bewegt sich nicht. Herztöne und Blutdruck sind optimal. Muttermund geht dennoch zurück auf 6 Zentimeter.

11:30 Uhr
Ein Facharzt wird hinzugezogen.
Option 1: Medikation erhöhen und weitermachen, bis sich das Kind dreht oder Stressanzeichen zeigt.
Option 2: Den Kaiserschnitt wählen und in Ruhe vorbereiten.

Aufklärungsgespräch: alle Vor- und Nachteile werden von Option 2 werden besprochen, der Arzt animiert uns, alles genau zu bedenken und Fragen zu stellen. Meine ausdrückliche Zustimmung wird angefragt, der Arzt verlässt den Kreißsaal für ungestörte Bedenkzeit mit meinem Mann. Er holt meine Bestätigung erneut ein. Ich unterschreibe, dass die OP stattfinden kann.

12 Uhr
An der OP teilnehmende Personen stellen sich vor. Ich laufe in den OP-Saal nebenan. Mit geschlossenen Augen lausche ich den Vorbereitungen. Eine Hebamme hält mich fest im Arm, mein Kopf lehnt auf ihrer Brust, als die PDA gelegt wird - ich spüre nichts. Wir witzeln herum. Mit Namen angesprochen, reagiere ich zunächst nicht. Ich bin ganz bei mir und dem Baby.
"Hab keine Angst, du kommst jetzt raus. Wir warten hier auf dich." Ich setze während des gesamten Eingriffs ein Lächeln auf und denke: "Was für ein Wunder der Medizin. Was für ein Wunder der Natur. Danke!"

Foto: Anika Krickl
12:17 Uhr
Ferdinand tut seinen ersten Atemzug.

Papa nebenan im Kreißsaal hört den ersten Schrei und platzt vor Aufregung. Die operierenden Ärzte bestätigen, die Lage des Babys als "regelwidrige Schädellage". Mit 4,3 Kilo und einem Kopf- und Bauchumfang von 36 Zentimetern liegt er weit über der Schätzung.

12:20 Uhr
Während die Ärzte nähen, darf ich das Baby neben meinem Gesicht betrachten. Die Hebamme begleitet die ersten Minuten zwischen uns und erzählt alle Details. Tränen halte ich zurück und bereue es heute.

13 Uhr
Das Baby macht erste Trinkversuche und liegt abwechselnd auf unserer Brust. Zu dritt werden wir auf die Wochenbettstation gebracht und beziehen ein Zimmer, wo wir in Ruhe essen, ankommen, sprechen und uns kennenlernen.

Meine Geburtsreise war völlig anders als geplant. Meine Geburt verbinde ich mich mit Liebe, Stolz, Ruhe, Kraft und Herzlichkeit.

Hat die Geburt meine Erwartungen erfüllt? Eher nicht. War meine Geburt so, wie ich es mir wünschte? Auf jeden Fall!

Erwartungsvoll fragen nun Außenstehende und ich selbst mich: Ob ich "diese" besagte HypnoBirthing-Erfahrung hatte? Mit Blick auf meine Geburtsreise habe ich verstanden, dass meine friedliche, selbstbestimmte, schöne Geburt bereits mit der Anmeldung zum Kurs begann. Jede Minute, die ich mich damit befasst habe, war Teil meiner Geburt und einer schönen, besonderen, persönlichen Erfahrung, für die ich dankbar bin. Die Geburt hat nicht in völliger Trance stattgefunden, war für mich aber insgesamt angenehm und eine rundum aufregende, beeindruckende Erfahrung.

Vielen Dank an Bea und den gesamten Kurs, für die schönen Stunden der Vorbereitung und den vertrauensvollen Austausch.

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