Geburt

Geburtsplanung vs. Geburtswünsche

Mit diesem Text möchte ich die Vor- & Nachteile für Geburtsplanung & Geburtwünsche beleuchten und Dir konkrete Hinweise für beides geben.

Ist es sinnvoll eine Geburt zu planen?

Ist es sinnvoll eine Geburt zu planen?

Geburtsplanung. Geburtswünsche. Diese Worte fallen immer wieder, wenn eine Geburt näher rückt. Doch was ist das eigentlich?
Sowohl in meiner Tätigkeit als Geburtspsychologin als auch als HypnoBirthing-Kursleiterin bin ich mit diesem Thema sehr vertraut und möchte heute meine Erfahrungen dazu mit Dir teilen.


Geburtsplanung oder Geburtswünsche?

Von Geburtsplanung spreche ich, wenn es um ein Gespräch im Vorfeld der Geburt mit den Geburtshelfer:innen geht. Geburtshäuser, Hausgeburtshebammen und viele Kliniken bieten dies an, um im Vorfeld gemeinsam mit der schwangeren Frau zu schauen, welche Vorstellungen sie für ihre Geburt hat.

In diesem Gespräch kannst Du aussprechen, welche Wünsche Du hast, kannst Fragen stellen und Dir so einen Eindruck verschaffen, wie was gehandhabt wird.
Hier kannst Du beispielsweise erfragen, wie häufig unter der Geburt ein CTG gemacht wird, ob es mobile CTG-Geräte gibt, so dass Du Dich während der Geburt bewegen kannst. Ein CTG über einen längeren Zeitraum wird von vielen Gebärenden als unangenehm erlebt, daher könnte z.B. im Vorgespräch erfragt werden, ob es toleriert wird, nur für einige wenige Wehen CTG zu schreiben und - vorausgesetzt es ist alles unauffällig - es dann wieder abzunehmen.
Du kannst über das Thema Dammschnitt und vaginale Untersuchung Fragen stellen und darüber sprechen, welche medizinische Unterstützung Du Dir wünschst. Hier wirst Du aufgeklärt, welche Möglichkeiten des Schmerzmanagements es gibt und wie dazu verfahren wird. Nicht alle Häuser haben hier die gleichen Optionen: so gibt es Geburtshäuser und Kliniken, die Homöopathie, Akupunktur und Akupressur nutzen - andere dagegen nicht.
Informiere Dich auch über die Handhabe im Falle einer notwendigen Intervention (Einleitung, PDA, Saugglocke, Kaiserschnitt). Ich empfehle dies deshalb, weil Du so alle Optionen durchdenken und Dich darauf vorbereitet kannst. Das heißt keinesfalls, dass Du sie nutzen sollst (oder gar planen sollst, sie von Vornherein zu nutzen). Aber im Falle, dass etwas unter der Geburt nicht so läuft wie Du es Dir wünschst, bist Du vorbereitet und fühlst Dich sicher, da Du es vorher durchdacht hast. Das Gefühl von Sicherheit ist ein großer Schutzfaktor vor Belastungsreaktionen und Traumafolgen.

Foto: Anika Krickl


Du kannst Dir in diesem Gespräch auch alle Informationen verschaffen, wie mit der aktuellen Corona-Situation verfahren wird. Ob es Einschränkungen, beispielsweise auch für Deine:n Geburtspartner:in, gibt. Musst Du etwas vorweisen, wird ein Schnelltest gemacht etc. - wenn Du im Vorfeld weißt, was diesbezüglich unter der Geburt auf Dich zukommt, gibt Dir auch das Sicherheit.

Besprechen von negativen Vorerfahrungen

Wichtig ist es aus meiner Sicht auch, dass in diesem Gespräch mögliche negative Vorerfahrungen besprochen werden.
Hattest Du beispielsweise schon eine Geburt und fühltest Dich in dieser schlecht betreut, hast vielleicht sogar eine traumatische Geburt erlebt, solltest Du das unbedingt im Vorfeld besprechen. Hier empfehle ich, so transparent wie möglich zu sein. Um so mehr Hintergründe die Geburtshelfer:innen kennen, um so sensibler können sie auf Dich reagieren. Auch Frauen mit anderen traumatischen Erfahrungen (v.a. Erfahrungen von (sexualisierter) Gewalt) sollten unbedingt in einem Geburtsplanungsgespräch benannt werden. Das ermöglicht es den Hebammen und Ärzte:innen mehr Augenmerk auf eine adäquate Kommunikation, Vorankündigungen und sorgsames Abwägen zu lenken. Gerade bei vaginalen Untersuchungen kann es für Frauen mit traumatischen Vorerfahrungen schwierig sein, diese zuzulassen. Das wiederum kann den Geburtsprozess beeinträchtigen. Wissen die Geburtshelfer:innen darüber Bescheid, kann im Vorfeld besprochen werden was für die Frau hilfreich ist, um die entsprechende Untersuchung durchzuführen.

Kürzlich durfte ich eine Frau mit Vaginismus auf ihre Geburt vorbereiten. Auch hier war es aus meiner Sicht absolut hilfreich, den betreffenden Hebammen und Ärzte:innen darüber Auskunft zu geben. In Kombination mit dem Besprechen konkreter Bitten und Wünschen der Frau, hilft dies den Geburtshelfer:innen ihre Unterstützungsangebote so zu kommunizieren und anzubieten, dass sich die Gebärende sicher fühlen kann. Diese Sicherheit führt im Falle von Vaginismus eher dazu, dass eine Entspannung und Entkrampfung stattfinden kann.

Solltest Du Dich mit einer bestimmten Methode auf die Geburt vorbereiten (HypnoBirthing o.a.), ist auch dies etwas, was Du innerhalb der Geburtsplanung besprechen kannst. Du kannst  den Geburtshelfer:innen vermitteln, was Du dafür brauchst (z.B. kaum angesprochen werden, Kommunikation mit dem:r Geburtspartner:in usw.) und darum bitten dies zu ermöglichen.

Bleib offen für Wendungen

Bei allen Wünschen, die Du für Deine Geburt entwickelst, behalte bitte im Hinterkopf, dass es sich um Wünsche handelt. Denn auch wenn Du mit der Hebamme, dem Geburtshaus oder der Geburtsklinik Deine Geburt planst, so läßt sich doch nicht alles im Voraus abstecken. Auch eine gut vorbereitete Geburt kann Wendungen nehmen, die sich nicht voraussehen ließen.

Daher empfehle ich Dir, dass Du für Dich selbst eher den Begriff Geburtswünsche statt Geburtsplanung nutzt. Ein Plan ist etwas Festgesetztes. Wünsche dagegen werden manchmal wahr, manchmal aber auch nicht.
Solltest Du also im Vorfeld Deiner Geburt Geburtswünsche erarbeiten wollen und diese dann auch im Rahmen einer Wunschliste an Deinen Geburtsort mitnehmen, schau, dass Deine innere Haltung dazu flexibel bleibt.


Foto: Julia Thiele


Klares & übersichtliches Formulieren

Auf der Geburtswunschliste können all Deine Wünsche notiert sein. Die Liste sollte v.a. übersichtlich sein. Lang ausformulierte Sätze, vielleicht sogar über mehrere Seiten, sind wenig empfehlenswert, v.a. dann nicht, wenn Du in einer Klinik gebärst. Vermutlich werden die diensthabenden Hebammen kaum Zeit haben, all Deine Worte zu lesen. Es empfiehlt sich kurz und klar deutlich zu machen, was Du Dir wünschst, was okay für Dich ist und was Du ablehnst.
Im oberen Bereich kannst Du formulieren, dass Du eine bestimmte Vorerfahrung gemacht hast, dass Du mit einer bestimmten Geburtsmethode gebären möchtest und Du kannst Dich bei den Hebammen für ihre Unterstützung bedanken.
Für die weitere übersichtliche Darstellung, kannst Du eine tabellarische Übersicht nutzen. Hier erfaßt die Hebamme auf einen Blick, was Du Dir wünschst.
Zudem empfehle ich Dir, Dich im Vorfeld zu informieren, was am Wunsch-Geburtsort Standard ist und was nicht. Sollte es dort z.B. immer üblich sein, die Nabelschnur auspulsieren zu lassen (Hintergründe zu diesem Thema findest Du hier), muss dieser Wunsch nicht mit in die Geburtswunschliste.
Die Liste kannst Du während des Geburtsplanungsgespräches abgeben und unmittelbar zur Geburt. Dein:e Partner:in sollte über Deine Wünsche gut informiert sein, so dass er/sie die betreuende Hebamme gegebenenfalls daran erinnern kann.


Geburtswünsche/Version von FrauGeburt

Eine Geburtswunsch-Version, die ich in Zusammenarbeit mit Hebammen erarbeitet habe, stelle ich Dir hier zur Verfügung. Wenn Du auf diesen Link klickst, kannst Du Dir diese kostenlos downloaden und nutzen.


Ich wünsche Dir viel Freude dabei, Dich mit Dir und Deinen Wünschen für die Geburt deines Kindes auseinander zu setzen. Und ich freue mich, wenn du deine Erfahrungen mit mir teilst.

Deine Bea

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