Trauma

Verkörperung der traumatischen Geburt

*Triggerwarnung* bitte lies diesen Text nur, wenn Du Dich psychisch stabil fühlst!

Stressvolle Prägungen vor oder während der eigenen Geburt können sich fortsetzen

Verkörperung der traumatischen Geburt

So oft habe ich schon darüber geschrieben, wie wichtig es für eine gebärende Frau ist, sich zu entspannen.

Doch nicht alle Frauen können das so ohne weiteres. Und das nicht, weil sie es nicht möchten.

Ihr Kopf sagt „entspanne Dich“, doch ihr Körper“spricht“ eine andere Wahrheit aus.

Ihr Körper verkrampft, macht zu, wird eng, kann sich nicht öffnen.

Warum?

Foto: Anika Krickl


Nicht für jeden gebärenden Körper ist es sicher, sich zu entspannen

Hat der Körper gelernt, dass es gefährlich ist, sich zu entspannen, sich zu öffnen, wäre eine entsprechende Entspannungsreaktion viel zu gefährlich - würde schutzlos machen.

Betroffene haben dies vielleicht schon sehr, sehr früh im Leben gelernt. Als Kind, vielleicht sogar schon im Bauch während der eigenen Schwangerschaft.

Etwa, wenn die eigene Mutter selbst sehr viel Stress hatte während dieser Zeit, eigene Traumata erlebt hat. Oder die eigene Geburt traumatisch war. Viele Eingriffe, Kontrollen oder auch verbale Übergriffe erlebt hat.


Ein Fötus, ein Baby, welches diesem Stress ausgesetzt war, erlebt Leben nicht als etwas Entspannendes. Als etwas, welchem er mit Neugier und Offenheit begegnen kann. Sondern vielmehr als einen Kampf ums Überleben, wenn dies unverarbeitet bleibt.


Anhaltender fötaler Stress löst weitreichende & lebenslange Veränderungen aus

Ist eine Mutter dauerhaft gestreßt oder befindet sich in traumatischen Situationen, sondert ihr Körper verschiedene Botenstoffe ab, die zu weitreichenden und überdauernden Veränderungen des sich in ihr entwickelnden Kindes und deren Gehirnes führt. Dies wirkt sich auch auf spätere körperliche Zustände des Kindes aus.


Im Laufe der Zeit wird aus einem Kind ein Erwachsener.

Ist dieser erwachsene Mensch eine Frau, die ein Kind gebären darf, kann es sein, dass genau das oben beschriebene Phänomen auftaucht.

Statt sich zu öffnen, schließt und verkrampft sich der Körper. Denn Loslassen ist nicht sicher.


Trigger unter der Geburt

Die Geburt beinhaltet verschiedene Phänomene, die sich potentiell als Trigger* für eine betroffene Frau entpuppen können. Die moderne Geburtshilfe beinhaltet ebenfalls Prozesse, die für eine solche Frau zu Triggern werden können.

Um nur einige zu nennen: die Öffnung von Muttermund, Becken und Vagina, Nacktheit, die Anwesenheit z.T. fremder Menschen, das Kontrollieren der Geburtstätigkeit durch vaginale Untersuchungen, helles Licht, viele Geräusche, Ortswechsel etc.

Sobald das Gehirn dies mit Gefahr assoziiert - und das dauert in der Regel nicht lang bei einer Frau, die negative Prägungen erfahren hat - schaltet es auf Kampf- und Fluchtmodus. Im schlimmsten Fall schaltet es ab und dissoziiert**. Ein solcher Gefahrreiz kann für das Gehirn beispielsweise schon der Blick der Hebamme sein, wenn diese selbst im Stress ist, oder der Vorschlag einer Intervention.


Körperprägungen und Geburt

All dies kann starke Auswirkungen auf den Geburtsprozess und das innere Erleben der betroffenen Frau unter der Geburt haben. Massives, z.T. als unerträglich erlebtes Schmerzerleben, ausbleibende Wehentätigkeit, Geburtsstillstand, Komplikationen, Notwendigkeit von Eingriffen etc.


Ein Teufelskreis.

V.a. weil viele betroffene Frauen im Nachgang an eine traumatische Geburt zudem auch noch Schuld- und Versagensgefühle erleben. Und äußerst stark darunter leiden. Wenn diese nicht heilen können, kann es dadurch auch zu Interaktionsstörungen mit dem Kind kommen. Ein Schulderleben schiebt sich zwischen Mutter und Kind.


Sicherheit im Hier & Jetzt erleben

Und nun, nachdem ich all dies niedergeschrieben habe, lade ich Dich (und mich) ein, erst einmal durchzuatmen.

Signalisiere Deinem Körper, dass er im Hier & Jetzt sicher ist.

Du hast gerade einen Text gelesen, vielleicht hat er Dich emotional und körperlich aktiviert. Diese Aktivierung darf nun wieder losgelassen werden.

Atme! Spüre den Boden, der Dich trägt. Spüre Deinen Körper.

Foto: Anika Krickl


Solltest Du eine Betroffene sein, lade ich Dich ein, mitfühlend mit Dir zu sein! Du bist nicht schuld! Du hast nicht versagt!

Ich lade Dich vielmehr ein, stattdessen Deinem Körper (und Deinem Nervensystem) Aufmerksamkeit zu schenken. Für Deinen Körper ist es essentiell wichtig, dass er immer wieder die Erfahrung macht, sicher zu sein - loszulassen. Dies darfst Du üben - gern mit Unterstützung.

Hierfür eignen sich besonders Stabilisierungsübungen, die immer wieder das Nervensystem beruhigen. Behutsames Klopfen und Streichen des Körpers. Atemübungen, wie z.B. ein langsames und bewusstes Ausatmen. Das bewusste Orientieren im Raum. Bewegung und Singen.

Wenn sich Dein Nervensystem beruhigt, wird Dein Atem ruhiger, Dein Puls langsamer, Dein Muskeltonus sinkt. Der Kopf kann loslassen - ein Gefühl von Sicherheit stellt sich ein.

Dies ist für Betroffene enorm wichtig. Sicherheit. Sich sicher fühlen.

Manchmal muss dies erst gelernt werden. Wenn eine Prägung von tiefer Unsicherheit im Körper steckt, darf dieser nach und nach lernen, dass es sich auch sicher anfühlen kann, loszulassen und zu entspannen. Für dieses Lernen braucht es Geduld und Mitgefühl - sowohl von der betroffenen Frau als auch von ihrem sie umgebenden Umfeld.

Ich lade Dich ein, Dich auszusöhnen mit Deinem Körper, eventuell auch mit Deiner Geburt.

Solltest Du Dich für meinem Newsletter anmelden, erhältst Du dort eine wundervolle Meditation für mehr Selbst-Mitgefühl. Diese Übung kann Dir helfen eine Aussöhnung anzustoßen.


Und solltest Du Behandler:in, Arzt/Ärztin, Geburtshelfer:in sein, lade ich Dich ein, sensibel für dieses Thema zu sein. Die Auseinandersetzung damit, kann Dich unterstützen mit einer betroffenen Frau und deren sich permanent in einem Erleben von Unsicherheit-befindlichen Körper v.a. langsamer, behutsamer, liebevoller umzugehen. Und ihn auf diese Weise einzuladen, sich zu öffnen.

* Trigger sind Auslösereize, die die betroffene Person plötzlich ein vergangenes Ereignis/inneren Erlebenszustand wiedererleben lassen

** psychische Funktionen, die normalerweise zusammenarbeiten und für ein Kohärenzerleben sorgen, „fallen auseinander“; d.h. bestimmt Ebenen des Erlebens (z.B. Körperwahrnehmung, Bewusstsein o.a.) werden abgespalten

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