Geburt

Vertrauen statt Angst

Mit diesem Artikel möchte ich Frauen und Geburtsgbegleiter:innen ermuntern sich kritisch mit dem heutigen Geburts-Zeitgeist auseinander zu setzen und darin mehr Vertrauen einziehen zu lassen.

Ein Plädoyer für eine stärkende Geburtskultur.

Wie die moderne Geburtsvorbereitung & -hilfe oft das Vertrauen in die eigenen Geburtsfähigkeiten von Frauen schmälert.

Geburt hat in den letzten 2000 Jahren ein sehr schlechtes Image erfahren.

Initiiert durch biblische Würdenträger - Männer, die ihre Vormachtstellung gefährdet sahen - wurde im 2. Jahrhundert nach Christi viel Heilwissen rund um den weiblichen Körper sowie der Geburt vernichtet. Heilerinnen und Hebammen gleich mit.

Bis ins 16. Jahrhundert hinein war es Ärzten untersagt, Frauen bei der Geburt zu unterstützen.

Später - im 18. Jahrhundert - schlug das Pendel in die entgegengesetzte Richtung aus. Durch die Einführung von Chloroform in der Geburtshilfe wurde die Geburt in das Krankenhaus verlagert. Sie musste kontrolliert werden.

Frauen fanden dort sehr schlechte Bedingungen vor und starben aufgrund dieser nicht selten. Anders als diejenigen Frauen, die weiterhin zu Hause ihre Kinder gebaren.

Doch die Verbindung zwischen Schmerz, Leid, Tod und Angst haftete der Geburt damit weiterhin an.

Und so ist es bis heute.

Geburt wird in Filmen, Büchern und v.a. auch Geburtsgeschichten als etwas Furchtbares, Schreckliches, Leidvolles berichtet und gezeigt. Frauen, die hysterisch schreien, ihre Partner verfluchen, außer Rand und Band sind.

Während der Schwangerschaftsvorsorge sind Frauen aufgefordert, sich für oder gegen Screenings zu entscheiden. Werden mit Komplikationen und Auffälligkeiten konfrontiert. Wir werden gemessen, geprüft, dokumentiert, überwacht. Wir gehen zur:m Frauen-Ärzt:in obwohl wir gesund sind.

Das ist unser Zugang zur Geburt.

Ähnlich ernüchternd ist es, wenn wir in unserem Kulturkreis über die Initiation von Sexualität nachdenken. Viele junge Frauen werden nur halbherzig "aufgeklärt" und wenn es um Fragen wie Lust oder das Kennenlernen des eigenen Körpers geht, werden Magazine oder Pornos konsumiert. Was Frauen darin finden, ist häufig eine entfremdende Sichtweise auf Sexualität und Körperlichkeit.

Mit all diesen "Rucksäcken" ist eine Frau im 21. Jahrhundert ausgestattet, wenn sie schwanger wird und auf Geburtsbegleiter:innen und -helfer:innen trifft.

Der eigene Körper, die eigene Sexualität, die eigenen Gebärfähigkeiten sind hierzulande häufig Anlass für Unsicherheit und Zweifel. Für Sorge, Scham und Angst.

Gefühle, die unser Nervensystem in einen Alarmzustand versetzten. Genau der Zustand, in dem eine Frau NICHT GEBÄREN kann und sollte. In dem Zustand, in dem es leicht zu Komplikationen und Interventionen kommen kann.

Denn Angst entzieht den Gebärmuttermuskeln, die während der Geburt arbeiten um zunächst den Muttermund zu öffnen und später das Kind auf die Welt zu bringen, den Sauerstoff. Stattdessen fließt der Sauerstoff in einem solchen Alarmzustand in Arme und Beine. Um bereit zu sein zu fliehen. Der Kopf der Gebärenden sagt stattdessen: gebäre. Der Körper erlebt immer stärkere Schmerzen, denn die Muskeln verkrampfen. Der gut gemeinte Rat der Hebammen, sich zu entspannen, kommt an dieser Stelle häufig zu spät. In dieser Ausnahmesituation schaffen es nur sehr wenige Frauen auf Knopfdruck wieder zu entspannen.

So, und nun erst einmal: Durchatmen.

Natürlich zeichne ich hier ein überspitztes Bild und nicht alle Frauen geraten unter der Geburt in einen Alarmzustand. Nicht alle Frauen, haben eine entfremdende Initiation hinsichtlich ihrer Sexualität oder ihres eigenen Körpers erfahren.

Und doch sind die oben beschriebenen Erfahrungen und "Rucksäcke" etwas, was mir in meiner Arbeit immer wieder begegnet. Und mich zutiefst berührt und schmerzt.

Und Anlass sind für diesen Artikel.

Foto: Anika Krickl

Aus meiner Sicht brauchen wir dringend eine andere Art der Geburtsvorbereitung und -kultur - für uns Frauen und für all die Kinder und Generationen, die noch geboren werden wollen. Hier steckt aus meiner Sicht ein gutes Stück Frieden und Heilung drin!

Und ich gehe noch einen Schritt weiter: ich wünsche mir eine andere Körper- und Sexualkultur. Neben den ersten Gängen zur Gynäkolog:in brauchen wir wieder Riten und Begleiter:innen, die Mädchen und Frauen liebevoll in ihrer Weiblichkeit und Gebärfähigkeit begrüßen. Die ihnen Vertrauen schenken, in das, was ihr wundervoller weiblicher Körper alles kann. Und der sie darin stärkt, ihren eigenen Wünschen und Bedürfnissen Aufmerksamkeit zu schenken. Wir brauchen Orte, an denen dem Körper zugehört wird - statt nur immer dem Geist. Denn auch dieser kann die Geburt empfindlich stören. Stattdessen lehrt unser Zeitgeist kaum dem Körper und seiner angeborenen Intelligenz zu lauschen. Der Stress unserer Zeit wirkt auf unseren Körper massiv ein - er unterdrückt die gesunden Impulse (um Schlaf, Ruhe, Bewegung etc.).

Es braucht wieder Räume, an denen Frauen gestärkt werden, sich für ihren Körper zu interessieren. Ihrer Intuition zu folgen. Ihrem weiblichen Prinzip. Und es braucht Frauen, Männer, Partner, Geburtshelfer:innen, die genau dies fördern.

Haben Dich diese Worte berührt? Vielleicht weil Du bemerkst, es ist auch in Dir nur ein begrenztes Vertrauen in Deinen Körper und Deine Gebärfähigkeiten? Hier ein paar Impulse:

  • Nimm Dir einmal Zeit, bewusst in Deinen Körper hinein zu spüren. Wie fühlt er sich gerade an? Was nimmst Du wo wahr?
  • Wenn das, was Du wahrnimmst eher unangenehm ist, versuche es mit Mitgefühl und Annahme wahrzunehmen. Vielleicht kannst Du Deine Hand zu dem Ort legen, der sich gerade unangenehm anfühlt. Atme Mitgefühl zu diesem Ort.
  • Gönne Dir kleine Körperriten: Massagen, Streicheleinheiten, Wärme.
  • Wenn Du schwanger bist, nimmt die Veränderungen Deines Körpers einmal in liebevollen Augenschein. Erforsche neugierig, wie Dein Körper das Wunder der Empfängnis und Reifung Deines Kindes vollzieht - ohne, das Du etwas bewusst dafür tun musst. Er nährt und hält Dein Kind. Gibt ihm Schutz und Sicherheit. Wenn Du magst, danke Deinem Körper innerlich dafür.
  • Nimm Dir einmal 10-15 Minuten Zeit, schließe Deine Augen und beginne Deinen Körper ganz intuitiv zu bewegen. Schau mal, was sich für Deinen Körper angenehm, wohltuend, loslassend, geschmeidig etc. anfühlt. Und gib Dich diesen Bewegungen hin.

Ich lade Dich von Herzen ein, mit Deinem Körper jeden Tag auf's Neue in Verbindung zu gehen!!!

Foto: Anika Krickl

Wenn Dich dieser Artikel berührt hat, schreibe mir gern.

Deine Bea

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